Biofeedback

Wie Biofeedback-Therapie funktioniert

Biofeedback ist wie ein Spiegel des Körperinneren, der es ermöglicht, bislang nicht bewusste Körperfunktionen genau wahrzunehmen und willkürlich zu beeinflussen. Dabei werden Herzfrequenz, Muskelspannung oder Atmung gemessen und über einen Bildschirm z.B. als Linie sichtbar gemacht. So kann zunächst festgestellt werden, welche Körperbereiche aus dem Gleichgewicht und für bestimmte Beschwerden verantwortlich sind.
In einem spielerischen Vorgang werden über die Rückmeldung (Feedback) bestimmter Körperfunktionen (Bio) Strategien gelernt, um die Fehlfunktionen zu reduzieren. Dabei wird an der Ursache der Beschwerden angesetzt.
Dr. Norman Schmid. Neurofeedback und Biofeedback in der Praxis: Selbstkontrolle von Körper und Gehirnwellen. In: Psychologie in Österreich (5-2016)

 

In unserer Praxis sind wir seit über 20 Jahren auf Biofeedback und Neurofeedback spezialisiert. Dr. Norman Schmid ist außerdem der Leiter des Curriculum Biofeedback an der Österreichischen Akademie für Psychologie (ÖAP) des Berufsverbandes Österreichischer Psychologen und für das Neurofeedback-Curriculum bei Dr. Schmid & Dr. Schmid verantwortlich. Alle PsychologInnen im Team sind zertifizierte Neuro- und Biofeedback-Therapeuten.

Wir verwenden in der Praxis drei Profi Biofeedback-Systeme der Marke Nexus-MKII der Firma Mind Media, sowie zwei Heimtrainingssysteme für Neurofeedback.

Ablauf der Biofeedback-Therapie

Bevor eine Biofeedback-Therapie begonnen wird, ist eine Analyse der körperlichen Reaktionen wichtig. Bei der sogenannten psychophysiologischen Stresstestung werden die Ruhe, Stress- und Erholungswerte im Körper festgestellt.

Bei diesem Stressprofil werden folgende Körperfunktionen gemessen:

  • Muskelspannung (Stirn, Schultern, Nacken, etc.)
  • Atemfrequenz
  • Atemtiefe, Atemmuster
  • Herzfrequenz
  • Hautleitwert (das Schwitzen der Hände gibt Auskunft über die Aktivierung des Vegetativen Nervensystems)
  • Handtemperatur
Die psychophysiologische Stresstestung

Nach einer Ruhephase wird ein Stressphase durchgeführt (z.B. Erzählung einer belastenden Situation oder Konzentrationsaufgabe), um zu messen, wie der Körper darauf reagiert. Interessant ist dabei, dass der Körper im Allgemeinen mit einem festgelegten Muster reagiert. Jeder Mensch hat sein individuelles Stressmuster. Dieses ist in verschiedenen Situationen aktiv, bei Zeitdruck im Beruf, beim Ärgern über den Ehepartner oder bei einer gefährlichen Situation beim Autofahren. Dieses individuelle Stressmuster kann auch bei der psychophysiologischen Testung erfasst werden und gibt dadurch wertvolle Informationen über das allgemeine Stressverhalten.

Aufgrund dieses Stressprofils und der allgemeinen Analyse und Diagnostik kann ein maßgeschneiderer Biofeedback-Therapieplan erstellt werden.

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Biofeedback-Therapie

Mit Biofeedback wird in einem spielerischen Ablauf gerernt, bestimmte Körperfunktionen zu verändern und zu kontrollieren. Zum Beispiel bei Kopfschmerzen oder Schwindel die Muskelspannung im Kopf-/Nackenbereich zu senken, oder bei Ängsten die Atmung zu verlangsamen. Dabei hilft die Rückmeldung über den Bildschirm, die Kontrolle über den Körper zu erlangen.

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Entspannung des Nervensystems

 

Training der Herzratenvariabilität mit Puls und Atemfeedback

 

Die Therapie-Sitzungen dienen dazu, die Kontrolle über bestimmte Körperfunktionen zu erlernen und dadurch die Beschwerden und Symptome zu reduzieren. Für den Erfolg der Therapie ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Übungen zu Hause und im Alltag möglichst häufig eingesetzt werden. Bei regelmäßigem Üben zeigen sich dann bereits nach wenige Wochen gute Forschritte.

Umfang einer Biofeedback-Therapie

Die Dauer der Therapie hängt von der Krankheit und den individuellen Forschritten ab. Die meisten chronischen Schmerzen (Migräne, Kopfschmerz), Angststörungen und Stressbeschwerden können in 8-15 Sitzungen behandelt werden. Bei Zähneknirschen, Schiefhals oder Muskelzuckungen sind 10-20 Sitzungen erforderlich.

Die Vorteile von Biofeedback

  • Hohe Erfolgsrate
  • Keine Nebenwirkungen
  • Medikamente können nach der Therapie meist reduziert oder abgesetzt werden
  • Vollkommen schmerzfrei
  • Anhaltende Wirkung
  • Steigerung der Selbstkompetenz: das gute Gefühl, die Beschwerden selbst in den Griff bekommen zu haben
  • Sehr gut mit anderen psychologischen und mediznischen Therapien kombinierbar

Bei welchen Beschwerden ist Biofeedback wirkungsvoll?

Biofeedback-Therapie ist in der Klinischen Psychologie und Medizin international anerkannt. Die Effektivität ist bei vielen Beschwerden durch wissenschaftliche Studien deutlich nachgewiesen. Am AKH Wien und an anderen Krankenhäusern gehört Biofeedback seit Jahren zum etablierten Therapieangebot.
Biofeedback ist bei einer Vielzahl an Beschwerden und Erkrankungen eine hochwirksame Therapiemethode.
Die Anwendungsbereiche sind bei psychischen, psychosomatischen und körperlichen Erkrankungen vorhanden. Biofeedback gehört zu jenen Therapieverfahren, die wissenschaftlich ausgezeichnet untersucht sind.

Überblick über die Wirkung von Biofeedback / Neurofeedback:

Die Einstufung der Wirksamkeit erfolgt in Anlehnung an die American Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback (AAPB).
Die Wirksamkeit ist in Klammern angegeben. Dabei wird das Schulnotensystem auf den Kopf gedreht. Level 1 = nicht wissenschaftlich überprüft, Level 5 = beste Wirkung (Therapie Nr. 1).
Wenn keine ausreichenden Studien vorhanden sind, erfolgt eine eigene Einschätzung der Wirksamkeit.

Level 1: nicht empirisch geprüft
Level 2: möglicherweise wirksam, mindestens 1 Studie mit Wirkungsnachweis
Level 3: wahrscheinlich wirksam, verschiedene klinische Studien, Wartelistenkontrolle, Replikationsstudien
Level 4: wirksam, Untersuchung mit Kontrollgruppe (als Kontrolle keine Therapie, Placebo-Gruppe oder alternative Behandlung), sorgfältige Methodik
Level 5: wirksam und spezifisch, die Behandlung ist anderen Therapien überlegen

Schmerzbehandlung:

  • Spannungskopfschmerz (4)
  • Migräne (4)
  • Temporomandibuläre Störungen (4)
  • Chronischer Rückenschmerz (3)
  • Arthritis (3)
  • Schulterschmerz (repetitive strain injury; Schmerzen bei PC-Arbeit) (2)
  • Fibromyalgie (2)
  • Gesichtsschmerz (praktische Erfahrung: sehr wirksam)


Psychische Störungen:

  • Angststörungen (4)
  • Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADS, ADHS) (4)
  • Schlafstörungen (3)
  • Suchterkrankungen (3)
  • Stressbeschwerden und Burnout (praktische Erfahrung: sehr wirksam)
  • Somatoforme Störungen (praktische Erfahrung: sehr wirksam)
  • Tic-Störung und Tourette-Syndrom (praktische Erfahrung: sehr wirksam)
  • Depression (praktische Erfahrung: wirksam)

Psychosomatische / Psychophysiologische Störungen:

  • Essentielle Hypertonie (4)
  • Morbus Raynaud (2-3)
  • Reizdarm (Irritable bowel syndrome) (2-3)
  • Tinnitus (2) (sehr wirksam)
  • Asthma (2)
  • Hörsturz (praktische Erfahrung: wirksam)
  • Funktionelle Herzbeschwerden (praktische Erfahrung: wirksam)
  • Hyperventilationssyndrom (praktische Erfahrung: sehr wirksam)

Neurologische / Neuromuskuläre Störungen:

  • Harninkontinenz Frauen (5)
  • Harninkontinenz Männer (4)
  • Stuhlinkontinenz (3)
  • Epilepsie (4)
  • Lähmungen (wirksam)
  • Schädelhirntrauma (3)
  • Torticollis (Schiefhals)
  • Blepharospasmus (Augenkrämpfe)

Sonstige Anwendungen:

  • Leistungsfähigkeit steigern (praktische Erfahrung: sehr wirksam)
  • Konzentration und Aufmerksamkeit steigern (praktische Erfahrung: sehr wirksam)
  • Sport
  • Coaching