Bibliotherapie – Ein Buch hilft mehr als 1000 Therapiestunden

Dort wo die Psychologische Therapie an ihre Grenzen stößt, wo das Reflektieren, Analysieren und die Suche nach Lösungswegen nicht zum Ziel führt, braucht es einen anderen Ansatz, der mehr mit Kunst und Kreativität gemeinsam hat, als mit Naturwissenschaft. Die Therapie und Medizin durch das Lesen von Büchern, genannt Bibliotherapie oder Romantherapie.

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Durch das Eintauchen in einen Roman kann man auf die Probleme des Alltags für eine gewisse Zeit vergessen, sich versenken in die Geschichte, sich wiederfinden, mit den Hauptdarstellern identifizieren und sich entführen lassen in eine neue Welt, die vielleicht Wege aufzeigt, die einem selbst helfen könnten, bestimmte Probleme im Leben zu meistern.

Rainer Moritz bringt es in „Die Überlebensbibliothek“ schön auf den Punkt:

Eine seltsame Macht scheint von diesem Erfundenen auszugehen; auf verschlungene Art und Weise berührt uns oft, was sich Autorinnen und Autoren ausgedacht haben, und verbindet sich mit unserem Leben, ohne dass wir genau zu sagen wüssten, wie und weshalb.

In George Orwells „1984“ findet der Hauptprotagonist, Winston Smith, Hoffnung in einem Buch.

Das Buch faszinierte ihn, oder, genauer gesagt, es bestärkte ihn. Es sagte eigentlich nichts Neues, doch gerade das machte einen Teil seiner Anziehungskraft aus. Es sprach das aus, was er gesagt haben würde, hätte er Ordnung in seine konfusen Gedanken bringen können. Das Buch stammte von einem ihm verwandten Geist, der aber unendlich viel stärker, systematischer und weniger angstgepeinigt war. 

Und Siri Hustvedt macht das Lesen in „Der Sommer ohne Männer“ zu einer Romanze.

Ein Buch ist eine Zusammenarbeit von demjenigen, der liest, und dem, was gelesen wird, und bestenfalls ist dieses Zusammentreffen eine Liebesgeschichte wie jede andere. 

 

Die Bibliotherapie in der Praxis

In der Praxis bieten wir im Sinne der Bibliotherapie bestimmte Romane zu bestimmten Lebensthemen an. Dabei werden die Romane individuell ausgewählt. Bei Liebeskummer zum Beispiel „Das fliehende Pferd“ von Martin Walser, bei Depression und Sinnleere „Schachnovelle“ von Stefan Zweig, zur Motivation für Lebensveränderungen „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann und bei der Suche nach dem Sinn des Lebens „Siddharta“ von Hermann Hesse oder „Der Sommer ohne Männer“ von Siri Hustvedt. Das ist nur eine kleine Auswahl, die Welt der Bücher ist so umfassend, dass sie für viele Leben reichen würde.

Nachdem der Roman gelesen wurde, werden die Erlebnisse während des Lesens, die Erkenntnisse, Aha-Effekte und auch Auswirkungen gemeinsam besprochen. Dadurch werden diese Wirkungen weiter verstärkt, im Sinne der Ressourcen-Aktivierung angeregt, um auch über das Erlebnis des Lesens hinaus wirken zu können.

Die Bibliotherapie ist dabei immer in einen umfangreichen Therapieprozess eingebettet. So lassen sich bestimmte Geschichten und Erkenntnisse in der Hypnose weiter vertiefen und verankern oder in der lösungsorientierten Therapie in praktisches Handeln umsetzen.

Das Motto „Ein Buch hilft mehr als 1000 Therapiestunden“ soll genau das bewirken, dass es nicht 1000 Stunden einer Therapie bedarf, sondern dass durch die richtige Anregung mit einem besonderen Roman eine Veränderung in Gang gebracht wird, die auf etwas andere Art und Weise wirkt.

 

Auf der Couch mit Doktor Buch

Anregungen zur Bibliotherapie finden Sie auch im neuen Buch von Dr. Norman Schmid

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Bücher erzählen fast so viele Geschichten wie das Leben selbst.
In den großen und manchmal auch kleinen Werken der Weltliteratur findet man Fragen und Antworten zum Sinn und Unsinn unseres Daseins, zu Liebe, Glück und Neugier, aber auch zu schwierigen Themen wie Mutlosigkeit und Depression.
Legen Sie sich auf die Couch mit Doktor Buch und lassen Sie sich zum Schmökern verführen – denn ein Buch hilft mehr als 1000 Therapiestunden

Blick ins Buch und Rezensionen 

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