Zeit des Erwachens – wenn weniger Medizin mehr ist

Fallbericht Dr. Martina Schmid

Erst vor kurzem wurde ich zu einer betagen, bettlägrigen Patientin gerufen. Die Angehörigen machten sich Sorgen weil sie sehr viel schlafe, wenig esse und sehr viele Medikmente nehmen müsse. Wegen ihrer Grundkrankeheit und der Bettlägrigkeit war die Patientin schon mehrere Jahre nicht mehr außer Haus und wurde vom zuständigen Hausarzt versorgt.
In der Medikamentenliste fanden sich 17 verschiedene Medikamente. Darunter wie häufig solche, die sich gegenseitig in ihre Wirkung aufhoben, einige die gegenseitig die Nebenwirkungen verstärkten und einige mit demselben Inhaltsstoff.
Nach einer Durchforstung und Neureihung der Prioritäten konnte die Liste in einem ersten Schritt auf 9 Medikamente reduziert werden. Auch wurde bei diesen die Dosierung aufgrund von Alter, Leberfunktion,  reduzierten Köpergewicht und Fettanteil neu angepasst.
Bei der Kontrolle fand ich eine völlig neue Situation vor: die Patientin war deutlich munterer, sprach zwar langsam aber sehr deutlich und erzählte viel. Ihr Appetit war gestiegen und trotz der Reduktion vieler Medikamente waren keine negativen Auswirkungen zu bemerken.
Sowohl sie als auch die Familie ist sehr zufrieden mit dem Erwachen der Patientin.