Burnout und seine Mythen

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Ist Burnout eine Volkskrankheit? Sind mehr Männer oder Frauen betroffen? Sind willensstarke Menschen weniger von Burnout betroffen? Diese und weitere Mythen von Burnout wurden in der Zeitschrift Gehirn und Geist vom 27.1.2016 behandelt.

 

Burnout und seine Mythen

Alles über Mythen zu Burnout.

Quelle: Gehirn und Geist vom 27.1.2016

mit Ergänzungen von Dr. Norman Schmid

Viele reden darüber. Für die einen ist es eine Volkskrankheit, für andere eine Modeerscheinung, doch werden Frühwarnzeichen lange nicht beachtet und über Monate hinweg übergangen so kommt es meist zu einer Negativ-Spirale, bei der die eigenen Kraftquellen (Ressourcen) und Schutzfaktoren nicht mehr ausreichen, um die beruflichen Anforderungen gut bewältigen zu können.

Typisch für einen Burnout-Prozess sind Energieverlust und emotionale Erschöpfung. Ausgelaugt sein und das Gefühl trotz Auszeiten nicht mehr genügend erholt zu sein treten parallel zu psychosomatischen Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Störungen oder Schlafbeschwerden auf. Weitere Folgen dabei sind der Aufbau einer gewissen Distanz zur Arbeit und auch eine reduzierte Leistungsfähigkeit (für weitere Informationen siehe auch: https://www.schmid-schmid.at/blog/beschwerden-a-z/burnout).

Burnout – eine Modeerkrankung?

Viele sind überzeugt, dass Burnout ein Phänomen unserer heutigen Zeit sei. Aber bereits um 1900 gab es den Begriff der Neurasthenie, dessen Symptome den heutigen Burnout-Symptomen ganz ähnlich sind: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Energiemangel, gedrückte Stimmung, Leistungsverlust. Damals wurden auch spezielle Kuranstalten für Neurasthenie-Leidende erbaut.

Als Auslöser finden wir um 1900 die industrielle Revolution und die Sorge, mit der Geschwindigkeit der Maschinen mithalten zu können. Das heutige Pendant ist die digitale Revolution.

Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger mit dem Thema auseinander und stellte besonders in Pflege- und Sozialberufen Überforderungen bzw. Überlastungen fest.

Menschen die ihr Leben im Griff haben, leiden weniger unter Burnout?

Ein weiterer Mythos besagt, dass willensstarke Personen, die ihr Leben „im Griff“ haben, weniger gefährdet sind einen Burnout-Prozess zu durchleben. Doch Willensstärke ist kein Schutz vor Burnout. Besonders diejenigen, die „mit dem Kopf durch die Wand“ wollen, gönnen sich weniger Pause und Ruhezeiten. Sie achten dadurch zu wenig auf Frühwarnzeichen und bemerken mitunter einen Burnout-Prozess erst dann, wenn dieser voll in Fahrt ist.

Eine hohe interne Kontrollüberzeugung, die Überzeugung, selbst für sein Leben verantwortlich zu sein, führt bei Erfolgen zu besserer Stimmung, jedoch bei Misserfolgen (Fehler, etc.) ist dies wie ein Boomerang und führt zur Abwertung der eigenen Person, längerem Grübeln, gedrückter Stimmung und kann in weiterer Folge zu Versagensängsten führen.

Sind Männer mehr betroffen als Frauen?

Eine weitere Frage beschäftigt sich damit, ob Frauen häufiger von Burnout betroffen sind. Gehen Männer und Frauen unterschiedlich mit einem Burnout um? Hier streiten sich die Geister. Wie auch bei Depressionen kann es sein, dass Männer und Frauen, wie auch generell unterschiedliche Persönlichkeiten auch unterschiedlich mit Beschwerden umgehen. Gerade bei Depressionen kann es sein, dass sich diese bei Männern eher in Form von Zynismus, Müdigkeit oder Abgeschlagenheit äußern.

Einige Studien sprechen dafür, dass Frauen etwas häufig von Burnout betroffen sind als Männer. Allerdingst muss man davon ausgehen, dass Frauen früher Hilfe aufsuchen und Männer eher versuchen, es alleine zu schaffen.

Das Privatleben hat damit nichts zu tun

Burnout entsteht nicht nur durch berufliche Probleme und Überlastung. Wir müssen den Menschen als Ganzes betrachten, in seinen verschiedenen Lebensrollen. Besonders zweifach und dreifach-Belastungen  durch Beruf, Familie, Haushalt und eventuell noch Pflege von Angehörigen führen dazu, dass die Regeneration auf der Strecke bleibt und erst dadurch die Burnout-Spirale angeheizt wird.

Burnout-Prävention muss somit an den verschiedenen Lebensbereichen ansetzen.

Was hat der Wertewandel mit Burnout zu tun?

Am eindrücklichsten scheint, dass auch der Rollen- und Wertewandel Burnout beeinflusst. Über die Generationen hinweg (die Autoren erklären Generation „Babybommer“, „Generation X“ und „Generation Y“) kommt es zu einer Verschiebung einzelner Werte. War früher die Bestätigung durch die Arbeit, verbunden mit Disziplin und Gewissenhaftigkeit noch wichtiger, so ist bei der Generation Y (1980-1999 geborene) das Bedürfnis nach Zeit für sich und Hobbys deutlicher ausgeprägt. Das bedeutet, dass junge Erwachsene generell mehr auf eine ausgewogene Work-Life-Balance achten und insofern das Burnout-Risiko geringer sein dürfte.

Quelle:http://www.spektrum.de/wissen/elf-mythen-ueber-burnout/1394965